März 19, 2023

Unsere Haut: Spiegel der Seele. Spiegel des Körpers.

Die Bedeutung des Darmmikrobioms für unsere Haut

Unsere Haut: Spiegel der Seele. Spiegel des Körpers.

Das geht mir unter die Haut

Schon die Sprache zeigt, wie wichtig unsere Haut ist: Wenn wir zum Beispiel "die eigene Haut retten", wir "dünnhäutig" reagieren oder "aus der Haut fahren". Unsere Haut beschreibt nicht nur unsere Gefühle, sondern sagt auch viel über unseren Körper und unseren Gesundheitszustand aus: Trockene Haut, brüchige Nägel, Haarausfall können zum Beispiel auf eine Schilddrüsenerkrankung hinweisen (1, 2).

Gezeichnet vom Leben spiegelt unsere Haut ...

- Alter und Genetik 
- Lebensstil (Ernährung, Bewegung, Schlaf, Stress, Zigaretten- und Alkoholkonsum)
- Gesundheitszustand (Krankheiten & Medikamente) und
- Lebensbedingungen (Wohn- & Arbeitssituation, Wetter- & Umwelteinflüsse, persönliche Erfahrungen) (3, 4).

Wunderwerk Haut 

Mit ihren 3 Schichten ist unsere Haut das größte (1.5-2 Quadratmeter), schwerste (bis zu 10 Kilogramm) und vielseitigste Organ. Sie beherbergt 6 Millionen Zellen auf nur einem Quadratzentimeter und vereint Schutz, Durchlässigkeit und Elastizität in einem. Unsere Haut trägt wesentlich zu unserem Erscheinungsbild bei und gibt Auskunft über unsere Gesundheit und unser aktuelles Befinden (Schwellungen, Rötungen, Blässe, Vergilbung, Lachfalten, Gänsehaut, Erröten, Stirnfalten usw.). Kosmetische Merkmale wie Sommersprossen, Muttermale, Leberflecken, aber auch Tätowierungen oder Narben machen unsere Haut einzigartig und damit auch zu unserem persönlichen Merkmal (2, 4, 5, 6).

Multitasking

Unsere Haut erneuert sich regelmäßig und erfüllt dabei zahlreiche Funktionen: Sie bildet eine Barriere, schützt uns vor schädlichen Umwelteinflüssen und Austrocknung, ist von großer Bedeutung für unseren Stoffwechsel, reguliert unser Wärme- und Kälteempfinden, lässt uns Berührung, Schmerz und Druck wahrnehmen, spielt eine wichtige Rolle im Immunsystem und ist entscheidend für die Wundheilung.

So vielfältig ihr Wirkungsfeld ist, so sensibel reagiert unsere Haut auf Stress, Hormone, einseitige Ernährung, Klimaveränderungen und zu wenig Schlaf. Genau wie unser Darm auch (2, 3, 4, 7)!

Darm & Haut

Haut und Darm gehen ineinander über. Beide fungieren als Barriere, schützen uns vor potenziellen Krankheitserregern und beherbergen ein Mikrobiom aus Bakterien, Pilzen und Viren auf ihrer Oberfläche. Sie sind mit dem endokrinen System verbunden, verfügen über zahlreiche Gefäße und Nerven und stehen in ständigem Kontakt (Darm-Haut-Achse). Entsprechend reagieren sie auf Störungen des anderen Mikrobioms (2, 3, 7).

Die Entstehung von entzündlichen Hauterkrankungen (Rosacea, Neurodermitis, Akne) wird beispielsweise durch eine Dysbiose (Störung des Darmmikrobioms) begünstigt. Wenn für die Haut wichtige Vitamine, Mineralstoffe und Mikronährstoffe nicht mehr optimal aufgenommen werden können oder toxische Bestandteile die Darmbarriere aufgrund eines leaky gut (durchlässiger Darm) passieren, können Entzündungen oder fehlgeleitete Immunreaktionen ausgelöst werden. Ist das Immunsystem (70-80% der Immunzellen befinden sich in unserem Darm) aufgrund eines Ungleichgewichts im Darmmikrobiom dauerhaft überlastet, kommt es zu chronischen Entzündungen, die sich u.a. in Hautirritationen äußern können (3, 5, 7, 8).

Einfluss von Hormonen

Stress und die übermäßige Ausschüttung von Stresshormonen wirken sich nicht nur auf den Darm, sondern auch auf Haut, Haare und Nägel aus (2, 9, 10). Wer kennt ihn nicht, den Moment, in dem wir im Spiegel Pickel oder Rötungen sehen oder ein "Bad Hair Day" auf den nächsten folgt? Genau dann, wenn ein besonders wichtiges Meeting ansteht oder die letzten Wochen intensiv und besonders herausfordernd waren.

Veränderungen des Hautbildes in Abhängigkeit vom Monatszyklus - auch das ist vielen bekannt. Und auch hier spielt der Darm und sein Mikrobiom eine entscheidende Rolle, nämlich bei der Regulation des Östrogenspiegels. Es ist sogar die Rede vom "Östrobolom". Dabei handelt es sich um eine Ansammlung von Darmbakterien, die das im Körper zirkulierende Östrogen durch die Produktion von ß-Glucuronidase verstoffwechseln und modulieren können. Sowohl eine Östrogendominanz als auch ein niedriger Östrogenspiegel werden mit unangenehmen Symptomen und Krankheiten in Verbindung gebracht und beeinflussen unter anderem das Aussehen unserer Haut (2, 4, 11).

Schlecht geschlafen? Wir fühlen uns nicht nur energielos, unsere Haut sieht auch so aus. Auch das Darmmikrobiom spielt hier eine Rolle: Serotonin("Glückshormon"), als Vorstufe von Melatonin ("Schlafhormon"), wird zu 90 % in unserem Darm produziert. Ein Ungleichgewicht im Darm beeinflusst nicht nur die Stimmung und die Schlafqualität, sondern auch das Aussehen unserer Haut (10, 12).

Abgesehen davon, dass Irritationen der Haut sehr unangenehm sind und auch auf andere Krankheiten hinweisen können, ist die psychische Belastung oft enorm (2, 13). Der daraus resultierende emotionale Stress erzeugt eine Negativspirale zwischen dem Darm und der Haut (9, 10).

‍5praktische Tipps zur Unterstützung der Darm-Haut-Achse:

- entzündungshemmende Wirkung von Kurkuma und Ingwer
- Ω-3-Fettsäuren in fettem Fisch, Avocados oder Nüssen
- Oliven-, Raps- oder Leinöl anstelle von Sonnenblumenöl
- viel Wasser
- frisch zubereitete Lebensmittel anstelle von Fast Food und stark verarbeiteten Lebensmitteln‍

Im Allgemeinen mag unsere Haut ...

.... frische, ausgewogene, vitaminreiche Ernährung mit viel Wasser, wenig Alkohol und ohne Nikotin. Bewegung an der frischen Luft ist sehr gesund für unsere Haut, allerdings ohne sich extremen Witterungsbedingungen (direkte Sonne, Kälte, Wind) auszusetzen oder sich entsprechend zu schützen. Erholsamer Schlaf ist für eine strahlende Haut ebenso wichtig wie Entspannungsübungen und eine effektive Stressbewältigung (3, 14).

Ein ausgewogenes Darmmikrobiom wird durch all diese Maßnahmen in seiner Funktionalität unterstützt und hilft wiederum der Haut, alle ihre Aufgaben erfüllen zu können und dabei rein zu sein.

Konkrete Maßnahmen lassen sich leichter ergreifen, wenn du die mikrobielle Zusammensetzung deines Darms kennst.

Interessiert, wie vielfältig dein Darmmikrobiom ist und wie du es verbessern kannst?

Nimm Kontakt auf!

Referenzen

(1) Joshua D. Safer (2011): Die Wirkung von Schilddrüsenhormonen auf die Haut, in: Dermato-Endocrinology 3(3):211-215.
(2) Viktor A. Czaika et al. (2021): Kurzlehrbuch Dermatologie, 3. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart.
(3) Iman Salem et al. (2018): The Gut Microbiome as a Major Regulator of the Gut-Skin Axis, in: Frontiers in Microbiology, 9: 1459.
(4) Lorna Jeng, Anjaly Mirchandani (2021): Kapitel 20 - Hautgesundheit: Was schädigt und altert die Haut? Evidenzbasierte Interventionen zur Erhaltung gesunder Haut, in: Emma Short: A Prescription for Healthy Living, Academic Press, 2021, 225-233.
(5) Zohra Zaidi, Sean W. Lanigan (2010): Struktur und Funktion der Haut, in: Dermatology in Clinical Practice. Springer, London.
(6) Rayhan Mahmud et al. (2022): Impact of gut microbiome on skin health: gut-skin axis observed through the lenses of therapeutics and skin diseases, in: Gut Microbes, 14:1.
(7) Alok Malaviya et al. (2022): Gut-Skin Axis: Role in Health and Disease, in: Kavita Beri et al: Probiotic Research in Therapeutics. Band 3: Probiotics and Gut Skin Axis - Inside Out and Outside in. Springer, Singapur.
(8) Britta De Pessemier et al. (2021): Gut-Skin Axis: Current Knowledge of the Interrelationship between Microbial Dysbiosis and Skin Conditions, in: Mikroorganismen 2021, 9(2):353.
(9) Nives Pondeljak, Liborija Lugović-Mihić (2020): Stress-induzierte Interaktion von Haut-Immunzellen, Hormonen und Neurotransmittern, in: Clinical Therapeutics, 42(5):757-770.
(10) Thierry Passeron et al. (2020): Clinical and biological impact of the exposome on the skin, in: Journal of the European Acacdemy of Dermatology & Venerology 34(4):4-25.
(11) Edwin D. Lephart, Frederick Naftolin (2022): Estrogen Action and Gut Microbiome Metabolism in Dermal Health, in: Dermatologie und Therapie, 12:1535-1550.
(12) Robert P. Smith et al. (2019): Gut microbiome diversity is associated with sleep physiology in humans, in: PLoS One 14(10).
(13) Ari Tuckman (2017): The Potential Psychological Impact of Skin Conditions, in: Dermatologie und Therapie 7:53-57.
(14) Anne Gürtler et al. (2022): Der Einfluss der klinischen Ernährung auf entzündliche Hauterkrankungen, in: Zeitschrift der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, 20(2):185-202.